Schade, dass Deutschland jetzt im Halbfinale rausgeflogen ist. Ich hätte gerne gesehen, wie Löws Mannen, die Niederlander wegdampfen. Ich bin auch traurig aus einem ganz anderen Grund: die WM hat nämlich die Arbeit von uns Sprechern in den Mittelpunkt gerückt. Schön zu sehen bei Twitter.
Kaum startete ein Spiel mit Deutscher Beteiligung – schon tickerten die Tweets mit dem Keyword „Sprecher“ über meinen Bildschirm. So schreibt der_breed:
„Was sagte ein Sprecher neulich zu den Auftritten der Spanier? Ein gutes Pferd springt nie höher als es muss. Stimmt.“
Natürlich geht es nicht immer so nett zu. ICantBeChange rastet weniger über Leistung der Spieler auf dem Platz aus – sondern beschimpft lieber den Sprecher:
„Scheiss Sprecher auf wessen Seite steht der!? Was sagt der!? Spanien hats verdient!? Spanien hat vor 2 Jahren die EM gewonne des reicht doch.“
Collchen14 schreibt dazu nur lapidar:
„Der Sprecher nervt“
AndyGer hält es analytisch mit seiner WM-Sprecher-Analyse:
„Der Sprecher übt sich in Durchhalte-Parolen…“
Ich als Profisprecher finde: egal ob der Sprecher nun genervt hat – oder nicht – es ist immer toll, wenn Menschen sich mit einer Stimme aktiv auseinander setzen. Und das auch noch bei einer WM – sehr schön.
Der Kommentator vom Halbfinale Deutschland – Spanien war übrigens Tom Bartels.
Tom Bartels gehört meiner Meinung nach zu den schlechtesten Sportkommentatoren überhaupt: Nicht nur würde jedes Phrasenschwein nach 20 Minuten unter dem Druck der „5 Mark Münzen“ zerplatzen, auch die durchweg monoton gelangweilte Stimmlage – stets unterbrochen von Überbetonung ca. alle 4 Wörter( a la „…und nun GEHT er in den Strafraum und sieht SCHWEINSTEIGER und SCHIESST aufs Tor“) – macht den Kommentar für mich unerträglich.
Ansonsten nervt mich ein Sprecher eigentlich nur dann, wenn die eigene Mannschaft verliert und der Sprecher trotzdem unbedingt „politically correct sportlich“ bleiben will/muss. Da lobe ich mir Radiosprecher, da kommt meistens mehr Emotion rüber – schon mal Sportkommentar probiert Stefan? 😉
Stimmt Chris: ich finde auch, dass Kommentatoren beim Radio emotionaler sind. Noch was bewundere ich: Kommentatoren beim Radio müssen mehr leisten. Beim Fernsehen kann sich ein Sprecher gut mal ausblenden und die Bilder für sich sprechen lassen – geht beim Radio natürlich nicht.
Ob ich selbst schon mal Sportkommentator war? – Nein. Das überlasse ich den Kollegen. Dafür braucht es ja ein bisschen mehr, als eine Mikrophonstimme. Hat mich erstaunlicherweise auch nie gereizt sowas zu machen.