„Nein, so ein Wort wie ‚Industrie‘ spreche ich nicht“, sagt der Sprecher zu seinem Producer. Der schaut verstört und ruft seinen Texter an. Das Wort wird gestrichen. Der Sprecher bekam seinen Willen. Ständig höre ich in meinem Sprecherleben von solchen Geschichten. Es sind Geschichten einer aussterbenden Art: dem Diva-Sprecher.

Geschlagene Schauspieler stolzieren mit weißem Schal und meistens zu spät in das Studio – schauen sich ihren Text an, kräuseln die Lippen – und machen das, was sie am besten können: sich darstellen. Ich habe mich immer gefragt, warum Tonstudios sich solche Sprecher antun – es wird etwas mit Kundenwünschen zu tun haben – vielleicht auch was mit vermeintlicher Qualität. ABER: wenn etwas in Zeiten des neuen Internet schnell verfügbar sein könnte, dann ein neuer Sprecher. Da wird doch irgendwo eine annehmliche Stimme zu finden sein, hinter der nicht der Teufel persönlich steckt!? Ganz sicher sogar – dank Internt:  Räumliche Grenzen lösen sich auf. Stimmen werden immer verfügbarer.

Sprecher-Stars, die es zu ertragen gilt!?

Wer jetzt sagt, dass es in jeder Branche halt auch „Stars“ gibt, die es zu ertragen gilt – dem sage ich: Der Star in der Voice-Over-Branche ist völlig überbewertet. Große Sprechernamen spielen bei normalen Leuten kaum eine Rolle. Nicht ohne Grund greifen viele Hörbuch-Produktionen auf Stars aus Film und Fernsehen zurück. Die müssen nicht gut sprechen können – da ist der Name das was zählt. Aber bei puren Sprechern!? Ich zweifle ernsthaft daran, dass große Namen auch nur irgendwen da draußen scheren.

Trotzdem: den Diva-Sprecher gibt es nach wie vor. Er verdient viel Geld und sucht sich seine Auftraggeber ganz genau aus – also: er tut zumindest so. Ich glaube nicht, ob die Sprecherkunst Diven braucht. Ich denke viel eher, dass sie diesem zeitgeist-abhängigen Beruf schaden, denn bei all der Selbstinszenierung vergessen wir all zu schnell das Produkt. Man muss wissen: der Diva-Sprecher lebt in der Vorstellung ein Star zu sein. Aber die traurige Wirklichkeit liegt leider viel zu nahe.

Joachim Kerzel – ein Synchronsprecher!?

Gehen sie mal raus und fragen sie die Leute auf der Straße, wer Joachim Kerzel ist. Das ist ein großer Name aus der Sprecherbranche – Joachim Kerzel ist die Synchronstimme von Jack Nicholson und sprach eine zeitlang fast jeden Kinospot. Die Stimme kennen viele – aber den Namen!? Joachim… Wer!?. Der Name spielt keine Rolle. Viele vergessen die Randexistenz der schönen Sprecher-Branche gerne.

Es ist eine blanke Provokation, wenn ich das hier schreibe, aber:  sprechen ist ein Dienstleistung!  Eine besonders schöne und kunstvolle zwar – aber es ist ein Job. Und wieso sollte für eine Sprecherdienstleistung ein anderer empathischer Maßstab gelten, als für die Servicekraft bei McDonalds? – Ich will ja bei meiner Burgerbestellung auch nicht hören, „Den Veggiburger fasse ich nicht an – deshalb serviere ich ihn nicht“  Meine Forderung: Schluss damit! Stop The Diva!
Drei einfache Gründe sprechen dafür:

1. Ein Diva-Sprecher ist unverschämt teuer

Zwei Sätze: 800 Euro. Bei den Kursen schlackern ihnen die Ohren. Vor allem Synchronsprecher von großen Schauspielern langen oft richtig zu: da sind 2500 Euro für ein 5 minütiges Voice Over nichts. Obendrauf kommen noch Studiogebühren oder sie müssen ihren Star-Sprecher mal eben einfliegen lassen. Welcher Kunde zahlt das noch? – Wahrscheinlich nur welche, die wirklich zuviel Geld haben.

2. Ein Diva-Sprecher ist fürchterlich unflexibel

Er hat viel zu tun, sagt er zumindest. Deshalb kennt er nur einen Terminplan: seinen. Und wenn sie glauben, dass so Extrawünsche, wie ein „Aufenthaltsraum mit W-Lan“ oder „ein gefrorenes Handtuch, dass nach Limone duftet“ nur Stars wie Mariah Carey vorbehalten sind, dann warten Sie ab, bis Sie auf einen Diva-Sprecher treffen. Sie werden Ihre Meinung ändern.

3. Ein Diva-Sprecher ist nie direkt erreichbar

Er versteckt sich hinter seinem Agenten, der für ihn alles verhandelt. Und Korrekturen sind dem Diva-Sprecher ein graus – denn für sein Verständnis macht er immer alles richtig. Versuchen Sie so jemanden mal zu coachen.

Sie werden sich wundern, wie angenehm Sprachproduktionen sein können, wenn man einen echten Menschen am Mikrofon hat. Einen Menschen, der nicht nur ein tiefes Textverständnis besitzt – sondern auch – in der Werbung wichtig – ein gutes Produktverständnis. Das ist erleichternd – und führt zu guten Ergebnissen. Und das völlig stressfrei.

Buchen Sie eine Stimme ohne Starallüren. ichbinsprecher.de

Foto via Flickr von Hoyasmeg.